Ein Konzert der Extraklasse

Karl-Montag-Gesellschaft erinnert an 100. Geburtstag des Geigenbauers

HiermiBrelingen (st). Das Konzert „Klassik – session!“ am Sonntagnachmittag in der St.-Martini-Kirche Brelingen war sicher eines der eindrucksvollsten und virtuosesten. Mit der musikalischen Veranstaltung erinnerte die Karl-Montag-Gesellschaft an den 100. Geburtstag des hochbegabten Geigenbauers Karl Montag, der entscheidende Jahre seines Lebens in Wennebostel wohnte. Christoph Schwab, Erster Vorsitzender der Gesellschaft, bereitete die zahlreichen Besucher mit einer ansprechenden Einführung auf das besondere Konzertereignis vor.

Zu Beginn zitierte er einen Tagebucheintrag von Karl Montag, datiert auf den 1. Oktober 1969 – Karl Montag wird vom russischen Meistergeiger David Oistrach im Hotel Intercontinental in Hannover empfangen. Es wurde eine Begegnung von bleibender Erinnerung. „Karl Montag, wer war dieser Mann, was machte ihn aus, was hatte er für eine Aura?“ Auf diese Fragen gab Christoph Schwab beredt Antworten. Er war dem Geigenbauer einst bei einem Spaziergang in Bissendorf-Wietze begegnet.

Aus einem ersten Gespräch über den Gebrauch von Lack im Geigenbau entwickelte sich eine langjährige Freundschaft, die bis zum Tode von Karl Montag 1982 währte, erinnerte sich Christoph Schwab. Nach einem Kurzfilm über den begabten Geigenbauer eröffnete das Kammerorchester Concertino Lingen mit seinem Leiter Dirk Kummer, der das gesamte Musikprogramm zusammengestellt hatte, das Festkonzert.

Antonio Vivaldis Concerto Grosso d-moll Opus 3 erfüllte als erstes Musikstück in seiner ganzen Faszination das Brelinger Kirchenschiff mit seiner herausragenden Akustik. Ein Hörgenuss sondergleichen – gleich zu Beginn. Die zarten Töne des Solisten im langsamen Satz Largo e Spiccato sind dabei besonders hervorzuheben. Es folgte das melodiöse Werk des damals erst 13-jährigen Felix Mendelssohn Bartholdy, Konzert d-moll für Violine und Streichorchester. Concertino Lingen und Amadeus Heutling (Violine) boten ein tiefgehendes Musikstück mit großer Virtuosität, einen langsamen Satz voller Inbrunst, ein perfekt aufeinander abgestimmtes Zusammenspiel zwischen Orches-ter und Solisten.

Die begeisterten Zuhörer dankten es mit lang anhaltendem Applaus, der Amadeus Heutling zu einer spontanen Zugabe bewegte: Paganinis Caprice no.24. Heutling hatte sichtlich Freude an seinem virtuosen Spiel. Nach der Pause brachten mit Georg Philipp Telemanns Concerto d-dur für vier Violinen die Solisten Helge Kropik, Hiltrud Kummer, Ulrike Seiling und Florian Wiegelmann vier Geigen von Karl Montag zu Gehör – alle zwischen 1974 und 1981 erbaut.

Bei seinem ersten Gesangsbeitrag, am Klavier von Keno Weber begleitet, beeindruckte Bariton Albrecht Pöhl stimmgewaltig und farbenreich mit zwei Hugo Wolf Stücken aus den „Mörike-Liedern“.
Mit der Arie „Bella siccome un angelo“ aus der Oper Don Pasquale von Gaetano Donizetti brachte Albrecht Pöhl den typischen italienischen Schmelz vortrefflich zur Geltung. Großartig intoniert auch das folgende Stück von Christoph Willibald Gluck, Che farò senza Euridice. Es besticht durch seine Schlichtheit, die der Bariton stimmlich sehr gut umgesetzt hat. Den Konzertabschluss bildete die Serenata notturna d-dur von Wolfgang Amadeus Mozart, für die das Publikum begeistert applaudierte. Es folgten zwei Zugaben. Als Dank für ein unvergessliches Konzert in der Brelinger Kirche zu Ehren von Karl Montag gab es für alle Musiker ein Geschenk, überreicht von Christoph Schwab und Dirk Kummer.

Sechs jungen Nachwuchsmusikern aus den beiden Musikschulen Wedemark sowie Isernhagen & Burgwedel wird dieser Abend ganz sicher noch lange in Erinnerung bleiben – sie waren in das Orches-ter integriert und hatten damit ihren Anteil an diesem großartigen Ereignis, dem Konzert der Extraklasse.

(entnommen dem Wedemark ECHO, Ausgabe 26.10.2017
Text und Fotos: Bernd Stache)